Raivavae 2010

Durch DL1AWI, DL5XU und DL3APO QRV als TX3D für 3 Wochen QRV von Raivavae .

IOTA OC 114

18. Jan. – 4. Febr. 2010

Weitere Informationen von den damals verwendeten Webseiten gibt es hier.

Online-Log von TX3D.

Low-Band Aktivität von den Australs

Wolfgang Ziegler, DL1AWI

Angesport durch die hervorragend gelaufene VK9GMW-Expedition auf den Low-Band’s
durch AA7JV und HA7RY, kam bei uns das Reisefieber auf. Wie schon im GDXF-Journal
2006 beschrieben, aktivierten wir (DL1AWI, DL9AWI, DL5XU) Raivavae im Februar 2006
auf den unteren Bändern mit recht bescheidenem Aufwand aber dennoch guten Ergebnissen.
Nun reifte bei uns immer mehr der Gedanke, mit entsprechender Vorbereitung auch auf 160m
QSO’s mit DL durchführen zu können. Daß oberhalb von 160m diese Entfernungen
(ca. 17000km) gut machbar sind, bewiesen die Ergebnisse unserer 2006’er Expedition.
Zunächst wurde das Interesse für solch eine Unternehmung bei den uns bekannten OM’s erfragt. Probleme der Urlaubsplanung im QRL und der Finanzen für die Reise liesen den
Kreis der Reisewilligen schnell auf 3 OM’s schrumpfen. Somit waren es dann Wolfgang
(DL1AWI), Peter (DL3APO) und Mathias (DL5XU), die zu der Expedition aufbrechen
wollten. Schon im Juli 2009 machte ich mich mit dem Problem der Antennenplanung ver-
traut, denn unser Reisegepäck war streng limitiert und unsere Aktivität sollte keine Unkosten
verursachen, die vermeidbar sind, wenn das Equipment gut aufeinander abgestimmt ist.
Es gehörte zu unserer Zielstellung, auf 2 Bändern gleichzeitig QRV zu sein. Da die Sonne
noch nicht so richtig mitspielen wollte, fielen die Hauptaktivitäten für EU-Öffnungen also
nur in die Nachtstunden. Entsprechend wurde auch das Antennenmaterial geplant. Aus-
reichend Koax, Draht und Abspannmaterial sowie drei Spidermaste ermöglichten eine
gewisse Flexibilität vor Ort. Da uns die örtlichen Gegebenheiten von unserem vorherigen
Besuch sehr gut bekannt waren, fiel die Auswahl der Antennen nicht schwer.
Es kamen nur Vertikal-Strahler in Betracht, die zudem noch im Wasser der Lagune errichtet
werden sollten. Ein Betonplateau von einem nicht vollendetem Kirchen-Neubau sollte der
Ort für die Aufstellung der 18m Spider-Antenne für 160/80m werden. Der Strahler, so war es
geplant, würde dann direkt aus gut 20m Höhe zum Wasser hinunterreichen und eine Palme
den horizontalen Teil der L-Antenne tragen. Für 80/40m war die gleiche Konfiguration vor-gesehen, nur mit dem Unterschied, daß der Mast 12m hoch war. Im August 2009 machte ich
mich dann auch gleich daran, die sichersten Varianten der Vertikals zu testen. Mehrere
Wochenenden verbrachte ich dann in unserem „Auswärts-QTH“ in Horschlitt, um den Auf-
wand der Aufzüge und Abspannungen zu optimieren. In der Regel war es eine Einmann-Arbeit. Hier wurde mit viel Geduld das machbare probiert und unsichere Dinge verworfen.
Danach konnte ich aber sagen:“Das Konzept für die Antennen steht und es wird keine großen
Experimente vor Ort geben“!
In unserer Geräteplanung war vorgesehen, daß wir zwei Transceiver plus einem Reservegerät
mitnehmen. Dies waren die Geräte FT847 von DL1AWI und DL3APO sowie der IC706 von
DL5XU. Da wir an beiden Stationen gleichzeitig arbeiten wollten, war der Einsatz von Band-
filtern vor den Transceivern unumgänglich. Die beiden Stationen hatten nur 6m Abstand und
die Antennen waren auch nur maximal 30m voneinander entfernt. Der Einsatz von Dunestar-
Bandfiltern fiel wegen des Gewichtes und der Größe der Filter aus, da ja wie schon erwähnt,
das Transportvolumen sehr begrenzt war. Also machte ich mich daran, geeignete schaltbare
Bandpässe in Kleinformat zu bauen, die nur im Empfangszweig des Transceivers liegen und
dadurch kleiner ausfallen. Da wir an jeder Station eine PA zum Einsatz bringen wollten, war auch die Verwendung des leichten Koax RG58 nicht möglich. In unserem Club-QTH lagen
noch verschiedene Längen 60 Ohm-Koax die wir überprüften und, da sie leichter als RG213
sind, dann auch mitnahmen. Es war klar, daß wir für die Einspeisung der Antennen
Transformationsglieder einsetzten mussten. Daher wurde entsprechendes Material vorbereitet
und für die 160/80m Vertikal eine Anpassbox gebaut. Der Berg der Kleinteile wuchs nun und
die Sorge alles unterzubringen, auch. Die Monate September und Oktober waren mit den
vielen kleinen Dingen zu jedem Feierabend ausgebucht. Im Oktober schickte ich vorsichts-
halber schon ein Fax zu unserer Pension um die benötigten zwei Bungalows zu reservieren.
Günter (DL2AWG) buchte in seinem Reisebüro, gerade noch rechtzeitig, unsere Flüge.
Da dies eigentlich schon zu spät war, mussten wir eine umständliche Route nehmen.
Ursprünglich war vorgesehen, mit der Air France von Leipzig nach Paris und von
dort nach LA zu fliegen. Das hätte uns den Vorteil gebracht, daß unser Gepäck mit einer Fluggesellschaft praktisch bis Papeete transportiert worden wäre. Leider hatte das aber nicht
mehr geklappt, sodaß wir über Berlin/Tegel nach London und LA mit 2 verschiedenen Fluggesellschaften fliegen mussten. Sehr zum Nachteil unseres Gepäcks!
Im November beantragten wir dann bei der polynesischen Behörde unsere Lizenzen. Was all
die Jahre vorher glatt ging, wollte nun nicht richtig fungtionieren. Das Faxgerät war entweder
nicht kompatibel zu dem dortigen System oder der Satellit nach Papeete zeigte Störungen in
der Datenübertragung. Es dauerte einige Abende, bis eine Empfangsbestätigung kam. Von der
Behörde keine Antwort. E-Mail Adressen standen anfangs auch nicht zur Verfügung. Nach
einigem hin und her, erhielt DL3APO eine gültige Fax-Nummer, mit der es dann auch gleich
funktionierte. Die Behörde war umgezogen, aber die Telefon und Fax-Nummer nicht. Nun
war bis auf unsere Internet-Verbindung alles vorbereitet und geklärt.
Internet Zugänge gab es 2006 auf Raivavae nicht und alle diesbezüglichen Nachfragen waren
ergebnislos verlaufen. Rooming mit dem Handy funktionierte nur bei SMS und Gespräche
waren auch nur möglich, wenn sie von draussen kamen. In guter Qualität und Zuverlässigkeit.
Das lokale Kartentelefon hinter unserem Bungalow zeigte schon zuvor gewisse Unzuverläss-
lichkeiten in der Funktion und war auch sehr teuer. Eine Datenübertragung von der Insel war
also in der vorhandenen Infrastruktur nach unserer Kenntnis nicht möglich. Wir wollten von
Anfang an, daß täglich ein Online-Log verfügbar ist und unsere täglichen Kurzberichte auf
eine Webseite gestellt werden. Die Kosten hierfür, das war uns klar, sind im ersten Moment
schwer abschätzbar. Der praktische Nutzen wiegt aber auf. Von vorherigen Expeditionen an-
derer OM’s wusste ich, daß diese das Iridium Netz nutzten. Also ohne weiteres umhersuchen
auch das nehmen, was bei anderen ging. Hinterher stellte sich das aber als Fehler heraus. An
dieser Stelle fehlte ganz einfach die Erfahrung ! Nachdem ein geeigneter Anbieter zur Geräte-
vermietung gefunden war, wurde der Vertrag abgeschlossen.
Erik (DL9AWI) baute eine Webseite für uns auf und Bernd (DF3CB) stellte sicher, daß
die HAM-Gemeinde ein Online-Log hatte um täglich den aktuellen Status der getätigten
QSO zu erfragen. Dies sind im ersten Moment gesehen nur scheinbare Kleinigkeiten, jedoch
macht es für alle Beteiligten Arbeit und somit zu Helfern unserer Unternehmung.
Im November galt es, die Pazific-erfahren PA von Mathias zu präparieren. Sie hatte 1999,
2001 und 2006 schon die langen Reisen mitgemacht und die wunden Stellen mussten nun
beseitigt werden. Die „Dentron-Clipperton L“ wurde nahezu vollständig zerlegt, alle mürbe
gewordenen Bauteile ausgewechselt und am PA-Ausgang ein leises Vakuum-Relais einge-
baut. Dies zog zwangsläufig auch einen größeren Eingriff in das PI-Filter nach sich, denn die
Ausgangsleistung verbesserte sich deutlich. Alles, bis auf die Spannungsverdopplung, war
nun auf neuestem Stand. Die Kondensatoren waren zwar schon betagt, aber ein Probeaufbau
über externe Lade-C’s zeigte keine Veränderungen zum positiven. Es wurde an dieser Stelle
alles so belassen. Ein Fehler, wie sich später herausstellte.
Im Dezember waren die Vorbereitungen im Prinzip abgeschlossen. Die Lizenzen waren be-
stätigt und die Einfuhrgenehmigungen lagen auch vor. Zum Anfang Januar wurde dann ge-
packt. Manches wurde drei und mehrmal in die Hand genommen und genau angesehen, ob
es wirklich gebraucht wird. Der Antennenwickel mit den drei Antennenmasten und diversen
Kleinmaterialien brachte genau 23kg auf die Waage. Der Rucksack mit dem Notebook und
dem Iridium Satellitentelefon war doppelt so groß als geplant und der Koffer mit dem FT847,
dem Werkzeug und dem anderen Zubehör war auch mit gut 2 kg Übergewicht voll. Es lagen
aber noch 17kg an Material und Gerät zur Aufteilung bereit, die bei Mathias und Peter im
Gepäck mit untergebracht werden mussten.
Am 16.Januar war es dann soweit. Nachmittags wurde noch Online-Support durch den
Anbieter des SATRENT-Vermieters geleistet und in der vagen Hoffnung, daß wohl alles
funktioniert, holte mich Mathias denn abends mit dem Gepäck ab. Bei ihm verstauten wir
dann einen Teil des noch nicht untergebrachten Materials und fuhren dann zu Peter nach
Leipzig/Schkeuditz. Dort wurde der Rest des Materials in seinem Gepäck untergebracht.
Seine Schnorchelausrüstung musste weichen, denn wir wollten ja funken und nicht schnor-
cheln.

Abflug in Tegel vlnr DL3APO, DL1AWI, DL5XU
Abflug in Tegel vlnr DL3APO, DL1AWI, DL5XU

Mit Mike, (DL2OE) hatte ich vereinbart, daß er uns nach Tegel begleitet und dann Mathias
seinen „Landrover“ bei sich unterstellt und uns bei der Rückkehr wieder abholt. Das klappte
alles wie vereinbart und somit waren wir auch schon in Tegel angekommen. An unserem
Schalter der „British Airways“ bildete sich dann auch eine kleine Schlange, in die wir uns
dann einreihten. Beim Einchecken und der Gepäckannahme wurden uns dann unterschied-
liche Rechnungen für die Gepäckstücke überreicht, die wir zwar mitnehmen konnten, aber
zu verminderten Tarifen bezahlen mussten. Die Langstreckenflüge lassen 2 Gepäckstücke zu,
aber der Zubringer der Engländer nicht. Hoch lebe die Börse und ihre Aktionäre!
Nachdem wir die Prozeduren der Kontrollen absolviert hatten, konnten wir nun von Tegel
nach London fliegen. In London hatten wir noch keine Landeerlaubnis und somit kreiste
unsere Flugzeug gute 15 Minuten über der Stadt und wir bekamen einen wirklich angenehmen
Rundflug geboten.
Am ersten Reiseziel angekommen, suchten wir auch gleich die Abfertigung für unseren Weiterflug auf. Dort schickte man uns gleich wieder zurück, wo wir herkamen, weil den Flug
eine andere Gesellschaft übernommen hatte. Das Chaos mit dem Gepäck nahm nun seinen
Lauf. Keiner wusste vom anderen, wo sich welches Gepäckteil befindet. Die Computer der
British Airways konnten in bestimmten Dingen nicht mit denen von Unitet Airlines kommu-
nizieren. Nach dreimaliger Passage der Kontrollen ging es nun in unser Fluggerät und auf die
gut 11 Stunden dauernde Reise nach Los Angeles. Der Flug verlief auf der Tagesseite und so-
mit war nur mit abgedunkelter Kabine und geschlossenen Fenstern an etwas Schlaf zu denken. Die riesigen Eisflächen über Labrador einmal tags zu sehen war beeindruckend, denn
bei unseren vorherigen Reisen verliefen die Flüge meist in Dunkelheit. In Los Angeles ange-
kommen erfolgte nach der Immigration die sofortige Gepäcksuche. Von den sechs Teilen fan-
den sich leider nur drei ein und der Rest war irgendwo stehengeblieben. Es bestätigte sich er-
neut, daß wie bei fast allen Reisen zuvor, der Gepäcktransport beim Wechsel der Fluggesell-
schaften ein ernstes Risiko ist. Mit leicht hängenden Köpfen, aber noch nicht verzweifelt,
setzten wir dann unsere Reise mit der „Air Tahiti Nui“ fort. Freundliches Kabinenpersonal
und guter Servive liesen den Flug nach Papeete in gut neun Stunden angenehm verstreichen.
Gegen 23:00Uhr Ortszeit landeten wir in Papeete auf Tahiti. Tropische Temperaturen um 28
Grad C gemischt mit dem Duft der Tiare-Blüten empfingen uns dann am Flughafen. Nach der
Einreiseprozedur suchten wir uns dann auch gleich ein Taxi und fuhren zu dem vorher ge-
buchten Hotel. Müde fielen wir in den Schlaf und wurden dann aber schon im Morgengrauen
durch das laute Hahnengeschrei von den Nachbargrundstücken geweckt. Zum Frühstück
fanden wir uns dann wieder alle gemeinsam ein und auch Phil (FO8RZ) gesellte sich zu uns.
Mit ihm und einem weiteren Teammitglied von TX4T hatte ich vorher schon einen Meinungs-
austausch zu den geplanten Aktivitäten per E-Mail ausgetauscht. Es war vorgesehen, daß
Phil nach der Beendigung unserer Aktion ein Teil der Antennenausrüstung zum Verbleib in
Papeete übernimmt. Nach dem Frühstück fuhr uns Phil zur Behörde, um die Lizenzen in Em-
pfang zu nehmen. Herr Douai suchte auch gleich nach unseren Papieren fand diese aber nicht
sofort. Eine telefonische Rückfrage bei der hierfür zuständigen Madame Aretai führte dann
aber gleich zum Erfolg. Während der Suchaktion zuvor hörte man aus der Unterhaltung
zwischen Phil und Herrn Douai heraus, daß es um ein Sonderrufzeichen ging. Phil fragte uns
dann auch gleich, ob wir ein „Special-Call“ haben möchten. Ohne Verzögerung kam das „yes“ zu ihm. Herr Douai erklärte uns über Phil, wie die Rufzeichengestaltung aussieht und
wir schlugen dann das Call TX3D als Möglichkeit vor. Wenn es nicht gerade Nacht in Paris
wäre, so Herr Douai, könnten wir die Urkunde gleich mitnehmen. Aber da hierfür die Zu-
stimmung des französischen Justizministeriums notwendig ist, mussten wir die Bestätigung
dann per Fax oder Telefon auf Raivavae abwarten. Das war ein unvorhergesehenes „High-
light“, welches uns unsere Sorgen mit dem Gepäck für einen Moment vergessen lies. Es
war Montag und die Woche fing für uns schon einmal gut an.
Anschließend fuhr uns Phil zu sich nach Hause, wo er uns seiner XYL vorstellte und danach seine Station zeigte. Er bewohnt mit seiner Frau und dem kleinen Sohn einen Bungalow in der
Nähe des Flughafens. Sein Antennenareal ist durch hohe Bäume und typisch tropischen
Bewuchs eingeengt. Nach einem kühlen Getränk fuhren Phil und seine XYL uns dann alle in
die Stadt um an der Uferpromenade in der Nähe des Yachthafens einen polynesischen Imbiss
einzunehmen.

Papeete Uferpromenade DL5XU, DL1AWI, XYL von Phil, Phil FO8RZ
Papeete Uferpromenade DL5XU, DL1AWI, XYL von Phil, Phil FO8RZ

Die Zeit drängte, denn wir mussten ja noch unser Gepäck im Hotel abholen.
In zügigem Fahrstil durch Papeete, holten wir unser Gepäck ab und brachten es in zwei Fahrten zum Flughafen. Nach herzlicher Verabschiedung von Phil und seiner XYL gingen
wir zur Abfertigung und bestiegen dann pünktlich die ATR72 der „Air Tahiti“ nach Rai-
vavae auf den Australs.
Der Flug dauerte trotz der kurzen Entfernung von rund 600 km fast 2 Stunden. Das lag ganz
einfach daran, daß wir über Tubuai und Rurutu unser Ziel anflogen. Die Wartezeiten während
der Zwischenlandungen waren kurz und man konnte sich mit Erinnerungen der vorherigen
Reisen austauschen. 1999 waren Mathias und ich von den Marquesas kommend schon von
Rurutu QRV.
Auf Raivavae angekommen erwartete uns schon unser Gastgeber mit den obligatorischen
Blumenketten. Dennis, der Mann unserer Pensionschefin führte uns zum Transporter, wo
wir die 50 Prozent unseres Gepäckes aufluden und dann nach Anatonu fuhren. Es war alles
wie vor vier Jahren vorher. Nur eines hatte sich geändert, der Kirchenneubau ging langsam
weiter und dadurch entfiel für uns ein geplanter Aufbauplatz. Am Tag unserer Ankunft
wurde ausnahmsweise etwas früher als sonst, das Dinner verabreicht. Hier lernten wir auch
all die anderen Gäste kennen, die mit uns dort wohnten. Chilenen, Franzosen und andere
Nationalitäten wechselten sich im 3-tägigen Rythmus ab. Nur wir drei deutschen Gäste
blieben über den Zeitraum von fast drei Wochen. Da wir kein französisch können, war uns
der Umstand, daß Dennis und seine Frau Emmy perfekt englisch sprechen natürlich eine
Erleichterung in der Konversation. Noch am gleichen Abend wurde eine Besichtigung der
weiteren Aufbauplätze für unsere 160/80m Vertikal durchgeführt und danach hatten wir auch
schon eine Lösung des Problems gefunden.
Der nächste Flug von Papeete nach Raivavae ging am Mittwoch und Freitag, wo wir dann den
Rest unseres Gepäckes erwarteten. Emmy und Mathias haben laufend in Papeete nachgefragt
und auch Phil kümmerte sich intensiv um unser Anliegen. So wurde für den Mittwoch wieder
Gepäck zugesagt. Was mit den Dingen machen, die wir hier haben? Das waren unsere Trans-
ceiver, die Stromversorgung, Verbindungskabel unterschiedlichster Ausführungen und mein
komplettes Werkzeug. Draht hatten wir nur in der Form von LFK (leichtes Feldkabel) mit
ein paar Längen von 20m. Isolatoren konnten wir durch mitgebrachte Lexan-Streifen selbst
herstellen. Also wurde am Dienstag frühs begonnen etwas aufzubauen. Peter bohrte mit einer
Bohrmaschine mit Steinbohrern (andere waren nicht verfügbar) Löcher in die zuvor abgeläng-
ten Lexan-Isolatoren. Abspannmaterial war noch keines da, aber er kaufte eine Rolle derbes
Garn und damit wurde ein 10m langer Draht in einen Ironwood-Baum gezogen. Der Rest
der Drähte lag auf dem Boden als Radial ausgebreitet.
An diesem Tag war der Himmel fast wolkenlos. Im Laufe des vormittags wurden wir durch
unsere Gastgeber zum Picknick auf das Motu „La Piscine“ , wo wir 2006 schon einmal
waren, eingeladen. Das nahmen wir dankend an, war doch der Rest der Behelfsantenne
gegen nachmittag noch schnell erledigt. Mit dem Motorboot fuhren wir dann bei Niedrig-
wasser in etwas tiefere Stellen der Lagune. Der frische Fahrtwind tat gut, denn wir kamen
ja vom einen zum anderen Tag vom tiefsten Winter in den Hochsommer und die Sonne war
in den ersten Tagen zum Teil unerträglich. Um die Zeit auf dem Motu optimal zu nutzen,
hatte ich das Satellitenhandy mit Zubehör und Notebook mitgenommen. Hier war Zeit, die
ersten Versuche mit der Datenübertragung durchzuführen.

 Picknick auf dem Motu "La Piscine"
Picknick auf dem Motu „La Piscine“

Der Schwiegersohn von Emmy und Dennis der das Motorboot fährt, hatte dort in den letzten Jahren unter den Palmen einen kleinen Bungalow mit überdachter Sitzgelegenheit errichtet. Hier wird mit den Gästen gegrillt und die Ruhe genossen. Rundum kristallklares Wasser mit
Temperaturen bei 30 Grad laden zum Verweilen ein.
Am frühen Nachmittag fuhren wir dann wieder zurück auf die Insel und bauten an der An-
tenne weiter. Mit den kurzen RG58-Verbindungskabeln konnten wir aber erst einmal den
Automatik-Tuner vor dem Bungalow ansteuern und die Drähte an den Tuner anklemmen.
Peter fuhr dann auch gleich mit 100Watt und der Behelfs-Vertikal in den nächsten Tagen
unter FO/DL3APO gute 1000 QSO. Am Mittwoch, wo also der nächste Flug stattfand war-
teten wir gespannt, welche Gepäckstücke eintreffen würden. Es war Peter seine Expert 1K-FA
und ein Koffer mit wichtigen Kabeln und Drähten. Unsere Spider Masten fehlten ! Wir be-
reiteten alles weitere vor, um am Freitag abends nur noch die Antennen abzuholen und am
Sonnabend frühs aufzubauen. Am Donnerstag erreichte uns der Anruf von Phil, daß unser
Call TX3D genehmigt sei und er dies schon in den DX-New’s bekannt gegeben hätte. Nun
ging alles Schlag auf Schlag. Die Magnet-Loop für 160m wurde mit vorhandenen Bambus
zusammengebaut und abgeglichen. Wir konnten dann schon wenigstens am Abend den USA
Betrieb mithören. Mike, (DL2OE) rief auf meinem Handy an und erfragte noch Details zu
dem Betrieb unter TX3D. Dann, am Freitag, war es soweit. wir fuhren zum Flugplatz und
warteten gespannt auf unseren Antennensack. Nach der Landung und der Entladung konnten
wir das erwartete Teil in den Händen halten. Zufrieden und optimistisch mit dem weiteren
Verlauf, fuhren wir zurück zu unseren Bungalows.

Unsere lang ersehnten Antennen
Unsere lang ersehnten Antennen

Nachdem wir den Sack geöffnet hatten konnten wir feststellen, daß alles in Ordnung war.
Nichts war defekt, denn ich hatte jeden Mast sorgfältig in stabile Papprohre verpackt und
jeden Zwischenraum mit Antennendraht ausgefüllt. Die Vorbereitungen für den Aufbau
am nächsten Tag liefen nun zügig. Der Freitagabend wurde nicht lange ausgedehnt, wollten
wir doch am nächsten Morgen rechtzeitig mit der Montage beginnen. Am Sonnabend ging
es dann nach dem Frühstück gleich mit der Montage des ersten 12m Mastes für die Station
Nr.2 los. Wegen seiner recht soliden Stabilität wurde er nur in einer Ebene abgespannt. Er
stand aber auf einem Alu-Rohr ca. 1 m über dem Wasser vor unseren Bungalows. Mit
einem kleinen Aufzug konnte schnell ein anderer Strahler hochgezogen werden und somit
Bandwechsel gemacht werden. Da die Einspeisung nicht direkt über den Radialen erfolgte,
ergab sich ein passender Fußpunktwiderstand zum Koaxkabel. Die Radiale wurden an dem
Standrohr befestigt und verliefen dann im Salzwasser. Durch veränderte geometrische An-
ordnung gegenüber der normalen Groundplane wurde also eine gute Anpassung erzielt.
Der 40m-Strahler funktionierte auch gleich noch auf 15m. Nur für 30m musste der Vertikal-
draht gewechselt werden. Nachdem dies erledigt war, begannen wir mit der Montage des
18m Spider Mastes. Hier war etwas mehr Aufwand erforderlich, da alle Abspannungen vor-
her montiert werden mussten und auch der Draht für den Strahler zuverlässig befestigt wurde. Alle drei OM’s haben dann mit vereinten Kräften den Mast im Wasser aufgestellt. Mathias
fand in einer Korallenbank ein Loch, in welchem er eine Keflar-Leine für die Abspannung
durchschleifen konnte. Schon vorher hatte ich zwei kleine Umlenkrollen für die Abspannung
angefertigt, die uns hier die Montage erleichtern sollte. Die Montagezeit auf der Korallen-
bank war dadurch kurz und die Gefahr von bösartigen Verletzungen an den harten scharfen
Steinen war minimiert. Wir hatten ohnehin schon einige Verletzungen und Verbrennungen
hinter uns und bei mir hing die noch helle Haut manchmal in großen Fetzen an den Beinen
herunter. Gegen Mittag stand alles und ich konnte mich dann gleich mit dem Abgleich für
das 160m-Band beschäftigen. Peter und Mathias bauten den 12m-Reservemast mit Bambus-
Verlängerungen in eine Palme, um den Horizontalteil unserer L-Antenne frei zu haben.
Die Radiale lagen auch diesmal nach unten geneigt in der Lagune. Es waren verschiedene
Längen vorhanden, die wir schon vorbereitet mitbrachten. Von altem Koaxkabel wurde die
Abschirmung genutzt und bot somit eine große Fläche im Salzwasser. Trotzdem hatten wir
noch Drahtradiale mit Längen bis zu 50m. An der Antenne musste nur noch das L zur Palme
etwas verlängert werden und schon stimmte alles. Das vorbereitete L-Glied zur Anpassung
des Koax an die Antenne benötigte wenig Abgleich. Bei all den Arbeiten im Wasser be-
währte sich mein ERSA-Gaslötkolben bestens. Was mir nur vorher Kopfzerbrechen machte,
war die Bereitstellung von Gas für den Lötkolben. Ich rief daher schon einmal vorher bei
Emmy an, um zu erfahren, ob es Nachfüllflaschen für Gasfeuerzeuge auf der Insel gäbe.
In der nicht ganz perfekten Konversation verstand sie wohl nicht richtig was ich wollte.
Jedenfalls wusste ich hinterher, daß es keine Nachfüllflaschen auf der Insel gibt, wohl aber
große 10 Liter Propangasflaschen. Also baute ich mir aus einem alten Gasregler das An-
schlußstück heraus und präparierte mir einen Adapter zum Nachfüllen des Lötkolbens.

DL5XU (l) u. DL1AWI(r) montieren die 40m-Antenne
DL5XU (l) u. DL1AWI(r) montieren die 40m-Antenne

Der Tag war gut gelaufen, hatten wir doch unsere Antennen zum größten Teil in der Luft.
Nach dem Dinner, zum Einbruch der Dämmerung ging es dann richtig los. Auf 160 m lief
es wie geschmiert. Die Wetterlage war ruhig und es gab kein QRN durch Gewitter. Leider
machte uns aber die 5kV-Leitung hinter unserem Bungalow in den Abendstunden während
der Abkühlung zeitweilig Probleme. Ein Knattern und Prasseln bis S9 unterband jegliche
Aktivität auf 160m. Dies währte manchmal eine habe bis dreiviertel Stunde und danach
war Ruhe bis zum nächsten Abend. Ob wir wollten oder nicht, man musste damit zurecht-
kommen. Auf 30 und 40m gab es diese Störungen nicht. Die 80m-Aktivierung war für später
angesagt. Von nun an wurde jeden Tag das Log und ein Kurzbericht mit Bild zu DL1MGB
und unserem Webmaster DL9AWI geschickt. Hier stellten wir dann auch die Tücken des
Iridium-Satelliten-Netzes fest. Durch einen 300m hohen Berg hinter uns wurde der jeweilig
eingelogte Satellit nur für kurze Zeit nutzbar und wir mussten dann auf den nächsten warten.
Zeitraubend und zu teuer, war dann meine Feststellung. Es funktionierte halt so recht und
schlecht.
Der Ansturm auf unser TX3D Call war gewaltig. Um unnötige Bandwechsel zu vermeiden,
einigten wir uns darauf, auf dem Band so lange zu bleiben, bis die Dupes und die QSO-Rate
uns zu einem Wechsel zwangen. Somit ist auch schon begründet, warum wir über Tage nur
immer auf 40m und 160m zu arbeiten waren. Ein weiterer Grund hierfür war, wir mussten
dann nachts nicht außen an den Antennen arbeiten. Es wurde natürlich auch versucht, wenn
Station 1 (160 u. 80m) auf 160m die EU-Öffnung arbeitet, daß in der gleichen Zeit die
Station 2 (80 bis 30m) auf 80m EU arbeitet. Hierzu wurde an Station 2 eine Vertikal L für
80m erprobt. Bei den ersten Versuchen, stellte sich jedoch heraus, daß der Transceiver der
Station 2 bei nur 100 Watt Output ein starkes Rauschspektrum breitbandig abstrahlte. Das
kuriose war, daß dieses nun von 80m auf 160m störte. Somit entfiel leider schon eine größere
Aktivität auf 80m zeitgleich mit 160m, denn mit unseren Mitteln war der Fehler nicht zu
beheben.
Durch Erik (DL9AWI) erhielten wir täglich einen kurzen Bericht zum Funkwetter. Der war
dann schon ein paar Stunden alt, zeigte uns aber immerhin noch den Trent. Als wir die ersten
160m-QSO’s fuhren, waren die Bedingungen nach Europa nicht sonderlich gut. Aber W und
JA lief ausgezeichnet. Darum wurde auch von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang auf 160m
gearbeitet. Die Disziplin der W’s, in den Zeiten von EU-Öffnungen, fiel unterschiedlich aus.
Es gab Momente, wo man zäh mit einem Europäer gerungen hat, dann aber stur und monoton
die W5,6,7 – Stationen reinhackten. Das gab es von den OM’s der Ostküste nicht. Die kamen
auch schön laut an. Es scheint wohl eher an der Wild-West Mentalität gelegen haben.
Unsere japanischen Nachbarn lagen ein ganzes Stück weiter entfernt von uns als die W’s.
Daher gab es auch schon mehr Rückfragen im Call, weil die Signale teilweise sehr gefluttert
bei uns ankamen. Was wir vorher nicht vermuteten, war die Tatsache, daß trotz des hohen
Berges hinter uns in Richtung „Long Path“ die russischen Stationen zum Teil bis nach UA4
auf 160m durchkamen.
Unser Ziel, 160m-QSO’s mit DL zu fahren war durch den ersten Kontakt mit DL5AXX
machbar geworden zu sein. Von nun an schienen sich auch die Bedingungen etwas gebessert zu haben. So bekamen wir in der Phase der brauchbaren Bedingungen 18 verschiedene
Stationen aus DL in unser Log. Das hat es vorher noch nicht gegeben. Somit konnten sich
alle 18 DL’s über ein neu gearbeitetes DXCC erfreuen. Ein Blick auf den Ausbreitungsweg
zeigt uns, daß die Entfernung mit rund 17000km recht weit für 160m ist und das Aurora-Auge
dabei durchfahren bzw. ständig tangiert wird. Mit diesem Ergebnis waren wir mehr als
zufrieden.
Unsere Vertikal für 160m hatte also gute Arbeit verrichtet. Das hatte natürlich alles seinen
Preis. Ständig mussten Reparaturen und Abgleicharbeiten durchgeführt werden. Durch die
sich immer verändernden Fußpunktwiderstände bei Ebbe und Flut, ergaben sich ständig
andere Abstimmwerte der PA. Die Lage der Radiale im Salzwasser, ihre Oberfläche und
auch die Beschaffenheit der Abstimmelemente an der Antenne sind unter den dortigen
Witterungseinflüssen ständigen Schwankungen ausgesetzt. Das war mir vorher aber nicht
unbekannt. Daher befand sich auch das ständig benötigte Werkzeug in einem Plastikbeutel
direkt an der Tuner-Box.

Tägliche Überprüfung an der 160/80m Vertikal
Tägliche Überprüfung an der 160/80m Vertikal

Mit der Zeit stellten wir fest, daß sich das Wetter zunehmend veränderte. Der Wind wurde
böiger und auch die Wolken wurden etwas mehr. Alles aber noch im Rahmen des typischen
Südsee-Wetters. Nun nahte auch das zweite Wochenende unserer Aktivität. Es war vor-
gesehen, den CQ-WW-160m nicht im Contestgetümmel zu verbringen. In dieser Zeit sollte
intensiver 80m-Betrieb durchgeführt werden. Beim Umbau der 160m Antenne für den 80m-
Betrieb gab es dann schon die ersten Probleme. Versuche, die volle Länge von 160m zum
Betrieb für 80 m zu nutzen, schlugen fehl. Es konnte zwar eine befriedigende Anpassung
an den nun sehr hochohmigen Strahler erreicht werden, diese war aber nicht stabil. Die
Gründe wurden vorher schon erwähnt. Geplant war aber, daß nach dem Contest zumindest
in den Zeiten der EU-Öffnung, wieder 160m-Betrieb stattfindet. Der Umbau der Antenne
für einen schnellen Bandwechsel war nun auch durch die sich verschlechternden Wind-
verhältnisse unreal geworden. Zusätzliche Abspannungen wurden erforderlich und das
Material ging langsam zur Neige. Daher wurde nur der L-Anteil der Antenne zurückgeklappt
und mit dem Anfang des Strahlers verbunden. Ständig flatterte ein anderer Draht in eine
Richtung, wo er nicht hingehörte. Die Wellen wurden durch den Wind auch höher und die
Abstimmbox am Fußpunkt bekamen zeitweise Wellenspritzer ab. Mit viel Mühe konnte aber
das System für die erste Nacht der 80m-Aktivität stabilisiert werden. In dieser ersten 80m-
Nacht, machte Peter rund 850 QSO. Die Signale von uns sollen wohl sehr gut gewesen sein.
Das hatten wir aber auch schon 2006, wo Mathias dann sehr oft SSB mit DL machen konnte.
Peter arbeitete dann auch auf 30m in den verschiedensten Modi. In der darauffolgenden Nacht
vom Freitag zu Sonnabend waren wir an der Station1 mit dem 80m-Betrieb beschäftigt.
Mathias hatte gerade seine Schicht bis zur Hälfte geschafft, als es aus der Dentron-PA
merkwürdig roch. Die Hochspannung war ok, jedoch nur beim senden qualmte es aus dem
Netzteil. Da sich in der Nacht erst einmal kein Ursache mehr finden lies, musste der Betrieb
eingestellt werden. Am darauffolgenden Tag konnte die Ursache ermittelt werden. Ein
Elko in der Hochspannung kochte das Elektrolyt mit viel Gestank nach außen. Er hatte keinen
Durchschlag, wohl aber ein Kontaktproblem in der Hitze bekommen. Ersatz war nicht zu
beschaffen und daher entschloss ich mich, den Elko zu brücken und die Spannung am Trafo
herunterzunehmen. Der Output wurde rund 30 Prozent weniger, jedoch war wieder Betrieb
möglich. Mathias durchsuchte den lokalen Schuttplatz nach alten Geräten, wurde auch fündig
mit einer 350V-Ausführung, die aber nicht kompatibel zu den eingebauten 450V Elkos war.

In meinem Reisebericht von 2006 hatte ich beschrieben, daß die hinter unseren Bungalows
stehende Kirche ein Zentrum für ein reges Leben in der Gemeinde Anatonu darstellt.
Auch diesmal wurden wir durch die tahitianischen Gesänge aus der Kirche zur Neugierde
angelockt. Ich fragte Emmy, ob es wohl möglich wäre, daß wir am Sonntag mal mit in die
Kirche gehen könnten und den Chören zuhören dürften. Dies wurde von ihr positiv beant-
wortet und wir nahmen dann auch in der Mittelreihe hinten platz. Es war ein echter Ohren-
schmaus, den Chören zuzuhören. Mit ihrer Südseemusik gaben sie in der großen Kirche
mit ihrer Akustik einen ganz besonderen Sound von sich. Anschließend versammelten sich
alle Besucher vor der Kirche um die Neuigkeiten des Tages auszutauschen. Fahnenhissungen
und Marschformationen wie in 2006 gesehen, waren offensichtlich abgeschafft.

Sonntags nach dem Kirchgang
Sonntags nach dem Kirchgang

Wie zuvor schon kurz erwähnt, schien sich eine Wetteränderung anzubahnen. Es kam nun Ge-
witter-QRN auf und gelegentlich konnte man Wetterleuchten in der Ferne sehen. Aus der
Wetterkarte im Fernsehen war zu ersehen, daß sich bei Rarotonga ein tropischer Wirbel-
sturm aufbaute. Da er sich in Richtung Tahiti bewegte, machten wir uns darüber erst einmal
keine weiteren Gedanken. Der Funkbetrieb lief weiter. Uns fiel auf, daß auf 80m die QSO-Rate zurückging. Es wurde vermutet, daß dies mit dem Umbau der Antenne zeitgleich im
Zusammenhang stehen könnte. Was wir nicht gleich mitbekommen hatten, war die Tatsache,
daß die Bedingungen auf 160 und auch 80m sehr viel schlechter wurden. Stationen aus dem
pazifischen Raum, die auf 80m „CQ“ riefen, erhielten keine Antwort. Japanische und
W7-Stationen hörten sich nach „Aurora“ an. Die Arbeit auf 40 und 30m war davon nicht be-
troffen. Die „On Air“ Zeit der 160/80m-Station wurde daher reduziert und die OM’s nahmen
nun etwas mehr den Freizeit-Aspekt wahr. Radtouren und Bergklettern auf der Insel waren
tagsüber häufiger angesagt.
Zwischenzeitlich erhielten wir in unserer Pension auch nette neue Gäste. So zum Beispiel
einen ehemaligen Sachsen aus Riesa, der inzwischen in der Nähe von Bonn wohnt. Auch
ein Kardiologe aus Papeete kam mit seinem transportablen Gerät hierher, um die sich zu
wohlernährten Insulaner mit dem EKG zu checken. Normalerweise wollte der Doktor am
Mittwoch wieder zurück nach Papeete. Das fiel aus, weil in Papeete keine Flugzeuge mehr
starteten. Der Cyclon „OLI“ hatte Tahiti voll getroffen. Es gab Menschenverluste und er-
hebliche Sturmschäden. Normalerweise wollten wir am 05.02. wieder nach Hause fliegen.
Eine verbindliche Auskunft über Flüge war nirgendwo zu erhalten. Nun wurde es langsam
aber sicher auch bei uns stürmisch. Das Handynetz fiel aus. Auf der Poststation wurde die
große Satellitenschüssel in Ruheposition gefahren und das Telefon zur Außenwelt war da-
durch abgeschaltet. Der Doktor wurde nachts durch den Gendarm abgeholt, um sich im
Krisenstab der Inselverwaltung für Notfälle bereitzuhalten. Bis Mittwoch hofften wir, würde
sich die Lage etwas beruhigen. Nur noch die KW-Station der Gendarmerie hatte wohl Ver-
bindung auf behörlicher Seite. Unsere 160/80m-Stationen war nur noch bis zum Dienstag
QRV, da der Sturm unsere große Vertikal ernsthaft bedrohte. Am Mittwoch bauten wir diese
daher ab. CT3CD auf 80m war das letzte QSO. Auf 40/30m lief der Betrieb weiter, da die
Antenne vorerst nicht gefährdet war. Informationen zum Wetter gab es nur noch über das
polynesische Fernsehen, welches jeder mit seiner eigenen SAT-Anlage empfangen konnte.
Unser Freund Phil in Papeete machte sich ernsthafte Gedanken über uns. Das lag sicherlich
daran, daß er Informationen zum Wetter aus erster Hand hatte. Ich erhielt von ihm ganz
plötzlich über das IRIDIUM-Telefon die Nachricht, daß der Cyclon von Tahiti nach den
Australs abdreht. Nun wurde es aber ernst. Am Donnerstag kam schon kurz nach 06:00h der
Gendarm mit Sirene und hat darüber informiert, daß bis 12:00h die Wellen in der Lagune
4m hoch sein werden und draußen auf dem Pazifik 8m. Schnell wurden nun die Geräte aus
den Bungalow’s rund 100m weiter in das Inselinnere in andere Unterkünfte gebracht.

 "Oli" naht
„Oli“ naht

Alle Geräte mit Batterien (Notbook, Fotoapparat, Handy, Iridium) waren schon in den letzten
24 Stunden ständig am Netz zur Nachladung. Die persönlichen Gegenstände wurden alle
restlos umgeräumt. Man befürchtete, daß der hohe Wellengang die Uferbefestigung vor un-
seren Bungalows wegspült und es ernsthafte Probleme um Mensch und Sachwerte geben
könnte. Die Antenne der Station2 wurde nun auch gleich entfernt, da ihr Speisepunkt zeit-
weise unter dem Wasser lag. Die Lagune füllte sich in der Höhe um gut einen Meter. Die
Wellen hatten eine Wucht, zentnerschwere Basaltbrocken der Uferbefestigung leicht weg-
zuspülen. Nun kam auch der starke Regen und Wind. Nach dem Dinner begaben wir uns
in unseren neu bezogenen Bungalow und kurz darauf fiel der Strom aus. Kein Wasserdruck
für die Toiletten, kein Licht und kein Tiefkühlschrank funktionierten. Es war schon im ersten
Moment etwas depremierend, aber zu keiner Zeit sahen wir bis dahin eine Gefahr um Leib
und Leben. Alles wurde geordnet organisiert. Dank gut organisierter Notfallplanung nach
(europäisch)französischem Muster, ging das Leben ohne Chaos weiter. Notstrom wurde
organisiert, um die Lebensmittel in der Verkaufsstelle zu kühlen. Gekocht wurde auch vor-
her schon mit Propan, nur die Mikrowellen und anderen elektrischen Küchengeräte waren
nicht verfügbar. Am Freitag, dem eigentlichen Abreisetag, toste der Wind und Regen in
heftigen Böen aus Nordrichtung. Alles was bis zur Nacht vorher noch standhielt, wurde
dann zum Opfer des Cyclon. Palmen kippten, Bananenstauden wurden entwurzelt, Beton-
platten der Uferstraße und Befestigungen waren unterspült und lagen oft meterweit entfernt
von ihrem ursprünglichen Ort. Die 5kV Freileitung war mehrfach gerissen und die Telefon-
leitung lag auch am Boden. Dächer fehlten und Wände waren eingestürzt. Die leichte Bau-
weise der Südsee fiel den Naturgewalten zum Opfer. So währte das Wetter noch den ganzen
Freitag. Am Abend wurde es dann ruhiger und die Hoffnung, in den nächsten Tagen nach
Hause zu kommen, bekam neuen Nährboden. Durch das Iridium-Telefon konnte ich einige
E-Mails zur Situation absetzen. Die Regierung in Papeete machte sich natürlich auch Sorgen
um den Zustand der Infrastruktur auf der Insel. Daher umflog am Sonnabend Nachmittag bei ruhigstem Wetter und Sonnenschein ein Militärjet im Tiefflug die Insel mehrmals um zu
sehen, wie groß die Schäden sind. Der Sonnabend war auch gleich Aufräumtag. Die Ufer-
befestigung vor meinem Bungalow war sehr weit weggespült. Nun konnte man auch sehen,
was da alles so an Treibgut angelandet wurde. Es waren alles die „Wegwerf“- Gegenstände
unserer Zivilisation. Durch den Ausfall der Tiefkühltruhen bei Emmy, musste alles leicht
verderbliche sofort aufgearbeitet werde. Vanille-Eis mit den lokalen Banananen und Ananas
waren ganztags frei erhältlich. Steaks aus den USA wurden schnell gegrillt, um diese nicht
wegwerfen zu müssen. Als das dann verbraucht war, gab es nur noch Kekse und Bananen.

Die Generatorstation nach "Oli"
Die Generatorstation nach „Oli“

Unser Interesse zum Zustand der Landepiste in der Lagune war natürlich groß, hing
hiervon doch unsere Abreise ab. Als ich mit dem Fahrrad am Sonnabend eine kurze Tour
machte, traf ich einen Nicht-insulaner, der sich als ehemaliges Besatzungsmitglied der
„Braveheard“ ausgab. Er erzählte auch von den Expeditionen der Funkamateure. Ist doch
die Welt klein !! Zuvor teilte er mir mit, daß es auf dem Airport keine Schäden gegeben
haben soll. Die Piste liegt zwar in der Lagune, ist aber hochgelegt und mit gutem Material
gebaut.
Am Sonntag frühs konnten wir noch nicht wissen, daß es der Tag unserer Heimreise sein
würde. Nach dem Frühstück wurde begonnen, die Aufräumungs und Reinigungsarbeiten
einzuleiten. Die noch intakte Betonstraße vor der Kirche wurde gekehrt, alle Gärten ent-
rümpelt und die Straßen Stück für Stück wieder befahrbar gemacht. Die Fahrzeuge und
Technik der Kommune waren den ganzen Sonntag im Einsatz. Am Sonntag wurden schon
Techniker und Militär zur Insel gebracht, um die Stromversorgung und Nachrichtenüber-
mittlung schrittweise wieder herzurichten. Wir konnten nur zusehen und unsere eigenen
Sachen wieder ordnen. Wäsche wurde gewaschen und getrocknet und der Besen
geschwungen. Die Wasserbehälter waren nach dem vielen Regen wieder prall gefüllt und
somit lief das Wasser auch ohne elektrische Pumpe dünn aus den Leitungen. Nachmittags,
es war wohl gegen 16:00h, kam der Gendarm und informierte darüber, daß heute noch
ein Militärflugzeug kommt, um Soldaten und gerät zu bringen. Wenn wir möchten, so seine
Information, könnten wir dann heute noch zurück nach Papeete. So schnell hatte ich noch
nie meine Utensilien zusammengeräumt und verstaut. Die noch nassen Shirt’s bekam
Dennis als Erinnerung an die „German DX Foundation“ geschenkt. Schon eine Stunde
später fuhren wir dann mit dem Transporter über die noch zum Teil völlig mit Sand über-
spülte Inselstraße zum Airport. Auf dieser Tour konnte man nochmals das ganze Ausmaß
der Zerstörungen sehen. Die Menschen, so hatte ich den Eindruck, sahen das alles relativ
gelassen. Sicher wäre mancher Schaden vermeidbar gewesen, wenn hier und da eine Schrau-
be mehr oder ein Winkel eingesetzt war. Am Airport angekommen, waren wir und ein paar
andere Zivilisten die einzigsten Gäste in der Wartehalle. Vor dem Gebäude arbeitete man an
der Hochspannung und die polynesische Telekom flickte die Telefonleitungen wieder zu-
sammen. Der Runway war sauber und außer ein paar Dachziegeln lag sonst nichts weiter vor
dem Gebäude umher. Emmy und Dennis hatten aus den verbliebenen Lebensmittelbeständen
noch ein kleines Picknick zusammengestellt, was wir bis zur Ankunft des Flugzeuges ver-
zehrten.

  Abschied von Raivavae vlnr DL3APO, Emmy, DL1AWI, Dennis, DL5XU

Abschied von Raivavae vlnr DL3APO, Emmy, DL1AWI, Dennis, DL5XU

Nach gut einer Stunde kam dann das Flugzeug. Soldaten stiegen aus und entluden
Kisten und Behälter sowie Mineralwasser im Vorrat. Nach dem Abtransport der vielen
Dinge kam ein Besatzungsmitglied und hielt uns eine rosarote Liste zum kurzen Eintrag
von Name und Nationalität hin. Wir verabschiedeten uns herzlich von Emmy und Dennis
und gingen dann zum Flugzeug. Die Bedingungen zur Mitnahme in dem Transportflugzeug
wurden sehr einfach gehandhabt. Unser Gepäck wurde durch die Besatzungsmitglieder auf
der Laderampe verzurrt und danach konnten wir Platz nehmen. Die Sitze waren im „ Bau-
haus-Stil“ ausgeführt. Rohr und Segeltuch-Stoff. Die Sicherheitsgurte waren ähnlich denen
der Lufthansa. Oben an der Decke waren Stahlseile befestigt, wo die Soldaten die Reißleine
für ihren Fallschirm einhängen. Ansonsten war die Innenausstattung schlicht und einfach,
ohne Schnörkel gehalten. Das Modell, eine CASA CN235 ist eben keine A380. Es dauerte
nicht lange und schon schnurrte die Turboprop in Abflugposition. Der fast zweistündige Flug
zeigte uns noch einmal einen wunderschönen Sonnenuntergang über den Wolken.
Als wir in Papeete im Militärareal landeten, warteten schon Militärangehörige, um uns das
unkomplizierte Verlassen des Geländes zu ermöglichen. Mit freundlichen Dankesworten ver-
abschiedeten wir uns dann von der Crew.
Nun galt es, sofort Anschlußflüge für unsere ausgefallenen Verbindungen zu erhalten. Hier
kümmerte sich Mathias am zuständigen Schalter und „Air Tahiti Nui“ nahm uns dann schon
mit ihrem nächsten Flug drei Stunden später mit nach Los Angeles. Bevor wir Tahiti verlassen, so war es mit Phil abgesprochen, erhält er von uns die zwei Spider Masten 12m,
das Drahtmaterial und meine Tuner-Box sowie die vielen kleinen Dinge des Antennenbaus.
Das Material sollte dann zum Teil bei der uns folgenden TX4T-Expedition zum Einsatz
kommen. Phil war aber abends nicht mehr telefonisch erreichbar. Somit haben wir dann
Michel (FO5QB) gebeten, die Dinge in Empfang zu nehmen. Michel kam dann auch gleich
und hat alles verstaut. Mit ihm saßen wir noch zusammen und haben Erlebnisse seiner
TX5SPA und TX5SPM-Expedition ausgetauscht.

Meeting in Papeete vlnr DL1AWI, FO5QB, DL3APO, DL5XU
Meeting in Papeete vlnr DL1AWI, FO5QB, DL3APO, DL5XU

Dann war es soweit. Wir gingen zum Schalter der „Air Tahiti“ und bestiegen anschließend
unser Flugzeug. Die Route ging diesmal von Papeete nach LA und von dort über Houston
nach Frankfurt. Nach gut 36 Stunden Flug und Wartezeit kamen wir dann in Tegel an, wo uns
Mike (DL2OE) mit Mathias seinem Landrover abholte.
Damit war die Expedition TX3D abgeschlossen. Wir möchten uns bei der GDXF für die
Unterstützung bedanken. Wir hoffen, daß die GDXF weiterhin erfolgreich wie bisher, interessante Expeditionen unterstützt und auf den Weg bringt.